Es ist nur eine Legende, aber angeblich
kehrte niemand zurück, wenn er sich einmal in den Wäldern Fangorns
verlaufen hatte. Ich weiß nicht, wie viel Wahrheit in dieser Legende
steckt, doch muss ich euch heute von dieser Legende erzählen, bevor das
Wissen eines Tages verloren geht.
Es ist bereits viele Monde her, als sich
nahe einem kleinen Dorf, gespenstige Ereignisse ergaben. Das Dorf war im
Süden an einem Meer, welches das Land mit den fernen Welten verband. Im
Norden und Osten schloss sich ein tiefer schwarzer Wald an. Ein schmaler
Weg führte direkt durch diesen Wald und verband das Dorf mit den weit
entfernten Städten. Nur mit Angst gingen die Bewohner durch diesen Wald,
den die Einwohner kurz Fangorn nannten. Einerseits erfüllte ihnen der
Anblick Unbehagen, denn an einigen Stellen standen die Bäume so dicht
beieinander, dass selbst an einem sonnigen Tag kein Sonnenstrahl den Boden
erreichte und es dunkel wie in der Nacht war. Andererseits waren die
Legenden um Fangorn einfach zu lebendig in den Köpfen der Einwohner und
sie wurden ständig aufs neue belebt. Nicht selten wurden ahnungslose
Stadtmenschen, die zur Jagt in den Wald ritten und sich von dem Weg
entfernten, nie mehr gesehen. Im Lande schenkte man den Dorfbewohnern
natürlich kein Gehör für die Legenden und so erklärte man sich, dass
die Reiter wahrscheinlich an einem anderen Ort den Wald verließen und dort
ein schöneres Leben begannen. Doch die Dorfbewohner wussten es besser und
wurden nicht müde, die Legenden jedem, der sie hören wollte zu
erzählen.
“Der Wald birgt das Böse selbst in
sich”, erklärten sie zumeist. “Ein böser Zauberer nennt den
Wald sein eigen und will nicht gestört werden. Den Menschen gestattet er
lediglich, den Wald durch den schmalen Pfad zu passieren. Doch Keiner soll
es wagen, diesen Pfad zu verlassen. Eine ganze Reitergruppen hatte er
beinah vernichtet. Nur einer dieser Reitern hatte es durch Glück und die
Hilfe der weißen Zauberin, die ebenfalls Fangorn ihre Heimat nennt,
überlebt. Er war es, der von den dort lebenden Mächten erstmals uns
erzählte.
Demnach trachtet der dunkle Zauberer nach
der alleinigen Macht und dieser Gegend. Die weiße Zauberin jedoch,
so beschrieb er, sei das ganze Gegenteil. Eine leuchtende Figur die in der
Dunkelheit, in der das Herz zu erkalten beginnt und das Gefühl von Trauer
den wohlgesinntesten Menschen heimsucht, das Gefühl von Wärme und stärke
schenkt. Eine makellose Erscheinung von solch einer Schönheit, dass sich
der Ritter abwenden musste, um nicht zu erblinden. In einem weißen
glänzenden Kleid, welches selbst ihre Herrlichkeit wie Strahlen sendet und
den dunkelsten Wald mit Licht und Wärme füllt.”
Die Beschreibung der weißen Zauberin wurde
ständig erweitert und verfeinert und teilweise springen die Dorfältesten
meist lieber direkt an diese Stelle der Legende, so dass sich bereits viele
Ritter in den Wald aufmachten, weil sie die schöne Zauberin sehen wollten
nichts von der wirklichen Gefahr erfuhren. Drum vergiss nicht, dass auch du
dieses Wissen nie verlieren darfst. Teile es mit anderen und halte jeden
davon ab, in den Wald zu ziehen. Nur den wenigsten unter uns wird das
Glück zu teil, die weiße Zauberin und ihre Schönheit zu sehen und ihre
Wärme zu spüren.